DIHK-Umfrage: Hälfte der Unternehmen ohne Gas- und Stromverträge

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 23.03.2022

Terminmarktpreise trüben Hoffnung auf Entlastung der Preise im Jahr 2023

Explodierende Strom- und Gaspreise sorgen für Bedrängnis in den Unternehmen. Denn laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) muss noch jedes zweite Unternehmen seine Strom- und Gasversorgung für 2022 vertraglich absichern. Die Hälfte der ca. 2.000 Teilnehmer sagt aus, bei Ausbruch des Ukraine-Russland-Krieges für das laufende Jahr noch keine Verträge bezüglich der Strom- und Gasbeschaffung abgeschlossen zu haben.

Unternehmen warteten auf niedrigere Preise

Lediglich 46 Prozent gaben an bereits im Februar ihre Stromverträge vollständig für das Jahr 2022 unterschrieben zu haben. Währenddessen muss noch jedes dritte Unternehmen mehr als 70 Prozent einkaufen. Auch bei der Gasbeschaffung hat nur die Hälfte der Betriebe für das Jahr 2022 den Einkauf erledigt. Es ist keine Entlastung für das Jahr 2023, im Hinblick auf die Terminmarktpreise, zu erkennen.

Der Grund dafür, dass noch viele Betriebe keine Verträge abgeschlossen haben, sind die äußerst hohen Preise der letzten Monate. Unternehmer wollten auf niedrigere Preise warten oder schlossen nur kurzzeitige Lieferverträge ab. Zuvor kauften Unternehmen einmal im Jahr für die nächsten zwölf Monate ein. Stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks erklärt: „Das hat sich durch die aktuelle Preisspirale deutlich verändert. Damit steht jedes zweite Unternehmen vor einer Kostenexplosion, die kaum aufzufangen ist. Ein mittleres Unternehmen aus der Glasindustrie hat 2015 im Schnitt noch 100.000 Euro pro Monat für seine Energieversorgung bezahlt. Aktuell ist dafür der fünf- bis sechsfache Betrag fällig, manchmal sogar noch mehr.“

Unternehmensinterne Möglichkeiten bereits ausgeschöpft

Zurzeit sind deutsche Unternehmen stärker von den Preisexplosionen betroffen als ihre internationalen Wettbewerber. Dercks erläutert dazu: „Schon vor dem Angriff auf die Ukraine mussten die deutschen Mittelständler in Europa die höchsten Strompreise bezahlen. Außerdem bedeutet der nationale Zertifikatehandel für eine ganze Reihe von Unternehmen in Deutschland eine teure Sonderbelastung – und das schon gegenüber den EU-Wettbewerbern.“ In den letzten Monaten suchten Betriebe nach einer Lösung, um der Krise zu entkommen. Dennoch geben zwei Drittel der Unternehmen an, dass sie ihre eigenen Mittel ausgeschöpft sehen.