Kohlensäuremangel

Autor: Marcus Schilling
Datum: 11.10.2022

Getränkehersteller von Lieferengpässen betroffen

Betriebe der Getränkeindustrie kämpfen derzeit mit einem Mangel an Kohlensäure. Das geschieht in Folge der aktuellen Energiekrise.

Kohlendioxid – Nebenprodukt der Ammoniakherstellung

Hierzu ist zu erklären, dass Kohlensäure entsteht, wenn Wasser mit Kohlendioxid reagiert. Kohlendioxid wiederum ist ein Nebenprodukt der Ammoniakherstellung. Mittels der Ammoniaksynthese wird etwa die Hälfte des Kohlensäuremarkts versorgt, wie in einem am 6. Oktober erschienenen Bericht von Tageschau.de erwähnte Erläuterungen des Deutschlandchefs der SOL Group, Mario Ĉurĉić, verdeutlichen.

Allerdings wurde in den letzten Monaten aufgrund der hohen Energiepreise bei einigen europäischen Ammoniakherstellern die Produktion gekürzt. Darauf bezieht sich der Deutsche Brauer-Bund in einer Pressemeldung schon Ende September. Bezüglich der Situation bei den Ammoniakherstellern sind dem interessierten Leser übrigens auch die Firma SKW Piesteritz und der aktuelle AdBlue-Mangel zu nennen.

Der Deutsche Brauer-Bund macht in seiner Mitteilung auf die Verknappung von Kohlensäure aufmerksam, das in der Ernährungsindustrie für Produktions- und Verpackungsprozesse dringend benötigt werde. Dabei nennt der Verband eine Schätzung der Bundesvereinigung der Ernährungsindustrie (BVE), nach der nur noch 30 bis 40 Prozent der üblichen Liefermengen derzeit am Markt verfügbar seien.

Von dem Kohlensäuremangel betroffen sind aktuell viele Bierbrauer, aber auch Abfüller von alkoholfreien Getränken, wie beispielsweise Mineralwasseranbieter. Bei einigen Unternehmen musste laut dem Deutschen Brauer-Bund die Produktion eingeschränkt oder sogar eingestellt werden.

CO2-Rückgewinnungsanlagen

Manche Bierbrauer macht die angespannte Marktsituation jedoch nicht so stark zu schaffen, weil sie eine sogenannte Rückgewinnungsanlage für CO2 haben. Mit solch einer Anlage kann das bei der Biergärung entstandene Kohlendioxid zurückgewonnen und wieder genutzt werden. Ein CO2-Rückgewinnungssystem bietet etwa das auf Kompressoren und Drucklufttechnik spezialisierte Unternehmen Atlas Copco an.

Im Bericht auf Tagesschau.de wird als Beispiel die relativ große Brauereigruppe Oettinger erwähnt. Demnach kann Oettinger durch Rückgewinnungsanlagen an drei von vier Produktionsstandorten über die Hälfte seiner benötigten Kohlensäure selbst herstellen. So muss das Unternehmen deutlich weniger Kohlensäure zukaufen. Bei mittelständischen Braubetrieben allerdings sind CO2-Rückgewinnungsanlagen bisher wenig verbreitet und lohnen sich offenbar eher selten.