Kiel Trade Indicator: Welthandel nimmt ab

Autor: Thomas Wandler
Datum: 18.12.2023

Deutscher Außenhandel stagniert

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) veröffentlichte am 6. Dezember die Werte des „Kiel Trade Indicator“. Dieser analysiert den Handel von 75 Ländern weltweit und prognostiziert Handelszunahmen- oder -abnahmen mithilfe von Echtzeit-Schiffsbewegungsdaten. Ein spezieller Algorithmus nutzt künstliche Intelligenz, um diese Daten in Werte umzuwandeln.

Den Angaben des IfW Kiel zufolge hat der Welthandel im Dezember 2023 um 0,9 Prozent gegenüber Oktober 2023 abgenommen. Vor allem der deutsche Außenhandel trage zu dieser Entwicklung bei.

Vincent Stamer, Leiter des Kiel Trade Indicator, hält fest: „Der deutsche Außenhandel wächst seit Ausbruch der Corona-Pandemie im Grunde nur noch, weil die Preise steigen. Inflationsbereinigt bewegen sich Exporte und Importe seit Jahren mehr oder weniger auf der Stelle.“

Europa

Die EU-Exporte sind den Daten des Institutes zufolge um 1,4 Prozent gestiegen, EU-Importe um 1,1 Prozent.

Im Kontrast dazu zeigen die Werte für Deutschland eine Verschlechterung. Die Exporte sind im Vergleich zu Oktober lediglich um 0,7 Prozent gestiegen, während die Importe sogar um 1,1 Prozent zurückgegangen sind.

„Auf Basis der Daten des Kiel Trade Indicator ist hier kurzfristig keine Besserung in Sicht. Im deutschen Außenhandel kommt wegen der schwachen Konjunktur und der hohen Zinsen wohl keine Weihnachtsstimmung auf.“, fügt Stamer hinzu.

China und USA

Das IfW Kiel berichtet, dass die USA bei den Exporten einen geringen Anstieg um 0,1 Prozent und bei den Importen um 2,1 Prozent verzeichnet.

Die Indikatorwerte weisen auf eine Zunahme der Exporte um 0,6 Prozent und einem Rückgang der Importe um 2,6 Prozent in China hin.

Herausforderungen im Roten Meer

Den Angaben zufolge lässt sich ebenfalls ein Rückgang bei den weltweit verschifften Standardcontainern feststellen. Im Vergleich zum Oktober ist die Anzahl um mehr als 1 Prozent gesunken und liegt somit unter der Marke von 14 Millionen Stück.

Insbesondere im Roten Meer wird ein Rückgang der verschifften Standardcontainer verzeichnet. Auf Grundlage der Werte der letzten Jahre wurden 600.000 Standardcontainer erwartet, im November wurden aber nur etwa 500.000 Standardcontainer transportiert.

Stamer wies darauf hin, dass terroristische Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer künftig eine erneute Belastung für den Welthandel darstellen könnten. Dies könnte insbesondere der Fall sein, wenn Frachtraten aufgrund von Gefahrenzulagen ansteigen. Auf lange Sicht könnten Reeder auf alternative Routen oder Transportmittel umstiegen. Er betonte, dass über 10 Prozent des globalen Handels durch das Rote Meer und den Suezkanal verläuft und Beeinträchtigungen in dieser Region könnten bedeutende Auswirkungen auf den globalen Warenverkehr haben.