Wahrscheinlich nicht jedes Weihnachtsgeschenk lieferbar

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 19.10.2021

Probleme der weltweiten Logistik

Im Einzelhandel könne gegenwärtig nicht jede Bestellung erfüllt werden, verkündete das Ifo-Institut in der vergangenen Woche. Die Aussage basiert auf einer aktuellen Umfrage des in München ansässigen Instituts.

Demnach beklagten sich 74 Prozent der Einzelhändler im September über entsprechende Probleme. Das kommentiert der Leiter der Ifo-Umfrage, Klaus Wohlrabe, wie folgt: „Die Beschaffungsprobleme aus der Industrie sind nun auch hier angekommen.“ Manches Weihnachtsgeschenk werde vielleicht nicht lieferbar sein.

In der Folge der aktuellen Schwierigkeiten denken die Einzelhändler jetzt offenbar an Preiserhöhungen, wie aus der Pressemitteilung des Ifo-Instituts hervorgeht.

Schwierigkeiten in der Schifffahrt

Recht deutlich weist das Institut in seiner Mitteilung auf Probleme in der globalen Logistik hin. So sagt Klaus Wohlrabe: „Gegenwärtig ist Sand im Getriebe der weltweiten Logistik. Zudem sind Frachtraten in der Schifffahrt deutlich erhöht worden.“

Kürzlich äußerte sich auch der DSLV-Präsident Axel Plaß gegenüber der Bild-Zeitung kritisch über das Verhalten der Reedereien. Plaß ist nicht nur Präsident des DSLV (Bundesverband Spedition und Logistik), sondern auch der Vorstandsvorsitzende des Vereins Hamburger Spediteure (VHSp) und einer der Geschäftsführer der Konrad Zippel Spediteur GmbH & Co. KG.

Über die derzeitige Problematik sagte Plaß, dass die Lage in seinen 30 Jahren Berufserfahrung noch nie so dramatisch war wie heute. Außerdem erwähnte Plaß, dass einige große Reedereien seit Monaten machten, was sie wollten. Dabei verdienten sie viel Geld, weil sich die Transportpreise in den letzten Monaten mehr als verzehnfacht hätten, ist dem Artikel der Bild-Zeitung zu entnehmen. Dazu erklärt die Tageszeitung, dass der Termindruck hoch sei. Dennoch lassen viele Reeder laut Bild ihre Schiffe absichtlich langsam fahren. Dadurch könnten dem Artikel zufolge pro Schiff und Fahrt mehr als 100 000 Euro an Kraftstoff gespart werden.

In der Folge komme es zu Abfertigungsschwierigkeiten in den Häfen. Wie Axel Plaß erklärte, bekommen die Terminals in mancher Woche fünf oder sechs Großschiffe und in der folgenden Woche dann keines.

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) weist in seinem Anfang Oktober erschienenen Datenupdate für den Kiel Trade Indicator ebenfalls auf Schwierigkeiten in der Schiffahrt hin. Hierzu schreibt das Institut, dass massive Staus vor global bedeutenden Seefrachthäfen für Störungen in den Lieferketten sprechen.

Zur Zukunft äußerte sich Axel Plaß wie folgt: „Ein Ende der kritischen Lage ist nicht in Sicht.“