Jaguar verkürzt Arbeitswoche in Großbritannien

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 20.09.2018

Vorbereitung auf die Folgen des Brexits

Im Zuge des Brexits bereitet sich nun der britische Autohersteller Jaguar auf Schwierigkeiten vor. Die Arbeitswoche wird ab Anfang Oktober im Werk in Castle Bromwich verkürzt. Dann werden nur noch an drei Tagen in der Woche Autos produziert, so das Unternehmen. So möchte der Autobauer Entlassungen vorbeugen. Aufgrund von „Gegenwinden für die Autoindustrie“ nehme Jaguar „zeitweilige Anpassungen“ der Produktion vor.

Unternehmenschef Ralf Speth hatte bereits Folgen eines ungeordneten Brexits angekündigt. Jack Dromey, der Abgeordnete der oppositionellen Labour-Partei im britischen Unterhaus, machte bei Twitter die Regierung für das „Brexit Chaos und die falsche Handhabung des Übergangs weg vom Diesel“ verantwortlich.

Neben den Industrieunternehmen stellen sich nun auch die ersten Banken auf einen Brexit ohne Einigung ein. „Das Finanzsystem geht bereits davon aus, dass es keine Einigung gibt“, so Sergio Ermotti, Chef on der Schweizer UBS. „Was auch immer ab jetzt passieren wird, es wird das Unterfangen nicht weniger teuer machen“. Die UBS schätzt die mit dem Brexit verbundenen Kosten auf rund 100 Millionen Franken. Auch die Deutsche Bank wappnet sich und lagert einen Großteil des britischen Geschäfts nach Deutschland aus.

Mittlerweile warnte sogar die Regierung in London sowie der Internationale Währungsfonds (IWF) davor, dass der Ausstieg aus der Europäischen Union ungeordnet und besonders schädlich für die Wirtschaft werde. IWF-Direktorin Christine Lagarde befürchtet, dass die britische Wirtschaft durch die erheblichen Kosten statt wachsen schrumpfen werde. Und auch die britische Premierministerin Theresa May empfiehlt, die enge Bindung mit dem Handel der EU aufrecht zu erhalten.

Falls ein „No Deal Brexit“ eintritt, wird Großbritannien am 29. März 2019 ohne Austrittsabkommen aus der EU aussteigen. Damit verlassen die Briten den Binnenmarkt und die Zollunion der EU, was sich erheblich auf den Handel auswirken wird. Auch Banken verlieren den EU-Finanzpass für grenzüberschreitende Geldgeschäfte. Ein ungeordneter Austritt würde sich zwar auch auf die EU-Staaten auswirken, jedoch nicht so stark wie auf Großbritannien.

Daher hofft die Wirtschaft, dass ein einvernehmlicher Brexit mit Übergangsfrist und einem Freihandelsabkommen beschlossen wird. Die Austrittsverhandlungen laufen schon seit Monaten und sind seitdem noch kein Stück vorangekommen. Weiterhin bleibt abzuwarten, ob May die notwendige Zustimmung des britischen Parlaments für einen Brexit-Deal mit der EU bekommt.