Hohe Umweltbelastung durch globale Lieferketten

Autor: Ralf Schmitt
Datum: 22.06.2017

Globale Lieferketten von deutschen Unternehmen belasten Umwelt

Der aktuelle „Umweltatlas Lieferketten“ befasst sich mit der Auswirkung der Produktion von deutschen Unternehmen im Ausland auf die Umwelt. Im Rahmen dessen wurden in Kooperation der Berliner Denkfabrik adelphi und der Hamburger Nachhaltigkeitsberatung Systain acht Branchen entlang der Wertschöpfungsketten ausgesucht.
Dabei wird in jeder Branche die ökologische Belastung in den jeweiligen Wertschöpfungsketten untersucht. Anhand der Analyse erhalten die Unternehmen einen Einblick darauf, welche Lieferkettenstufe, welche vorgelagerten Branchen und welche Länder die Umweltwirkungen verursachen. So können gezielt bisher unzureichend bekannte Umwelteinflüsse ermittelt werden.

Die Ergebnisse zeigen, dass die internationalen Lieferketten von Unternehmen viel mehr die Umwelt belasten, als an ihren Standorten in Deutschland. Beispielsweise verursacht die Lieferkette deutscher Maschinenbauunternehmen neunmal so viel Treibhausgas- und Schadenstoffemissionen als im Produktionsstandort in Deutschland. Dies liegt größtenteils an den direkten Lieferanten. Weiterhin werden pro Euro Umsatz in der Wertschöpfungskette des Maschinenbaus etwa 2,8 Liter Wasser aufgewandt. Ein Zehntel davon betrifft Weltregionen, wo ohnehin schon Wasserknappheit herrscht.

„Die Verlagerung von Umweltbelastungen ins Ausland ist eine große Herausforderung der deutschen und internationalen Umwelt- und Nachhaltigkeitspolitik. Nachhaltiges Wirtschaften innerhalb der ökologischen Belastungsgrenzen ist für deutsche Unternehmen nicht allein in den eigenen Werkshallen entscheidend, sondern auch in hohem Maße in ihrer internationalen Lieferkette. Der ‚Umweltatlas Lieferketten‘ gibt Unternehmern praktische Unterstützung, um Umweltauswirkungen in der Lieferkette zu identifizieren“, so Walter Kahlenborn, Geschäftsführer von adelphi.

„Die Ergebnisse, zu denen wir mit den Erhebungen zum Umweltatlas Lieferketten gekommen sind, machen ganz deutlich, dass sich jedes Unternehmen systematisch und langfristig um die eigene Lieferkette kümmern muss. Es geht dabei nicht nur um Reputation, sondern vor allem um unternehmerische Chancen und Risiken. Sind Vorlieferanten von Wasserknappheit oder strikteren Umwelt-Regulierungen betroffen, kann das zu Preissteigerungen oder gar Lieferausfällen führen und plötzlich unmittelbar das eigene Geschäft betreffen“, erläutert Hubertus Drinkuth, Geschäftsführer von Systain.

Unterstützt wurde der „Umweltatlas Lieferketten“ von der Exportinitiative Umwelttechnologien des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Zur Gewinnung der Ergebnisse wurden erweiterte Input-Output-Modelle von Branchenstrukturen genutzt, um Daten der Treibhausgas- und Stickoxidemissionen, des Wasserverbrauchs sowie der Flächeninanspruchnahme der einzelnen Branchen zusammen mit ihrer jeweiligen Lieferkettenstruktur festzustellen. Untersuchte Branchen des Umweltatlas sind: Bekleidungseinzelhandel, Chemie, Elektronik, Fahrzeugbau, Lebensmitteleinzelhandel, Maschinenbau, Metallerzeugung, Papier.