Windenergie auf dem Meer ist auf dem Vormarsch

Autor: Dimitri Lagun
Datum: 14.12.2017

Erträge deutlich höher als bei den Windrädern an Land und Photovoltaik

Eine Studie des Instituts Frauenhofer IWES hat ergeben, dass Windkraftwerke auf dem Meer deutlich mehr Strom erzeugen, als bisher vermutet. So teilte die Stiftung Offshore Windenergie, dass alleine die Windkraftanlagen in Nord- und Ostsee 363 Tage im Jahr Energie produzieren. Insgesamt sind die Erträge so hoch, dass die Offshore-Windenergie sowohl den Windrädern an Land, als auch der Photovoltaik überlegen ist.

Für die Offshore-Windindustrie bedeuten die Studienergebnisse einen noch stärkeren Ausbau der Windenergie im Meer. „Die Offshore-Windenergie trägt erheblich zur Versorgungssicherheit bei“, sagte Ursula Prall, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Offshore-Windenergie. „Die Bundespolitik sollte sich daher den Forderungen der Küstenländer und der Branche aus dem Cuxhavener Appell vom September dieses Jahres anschließen.“ Bis 2030 soll die Offshore-Windenergie auf mindestens 20 Gigawatt ausgebaut werden und bis 2035 sogar auf 30 Gigawatt. Dieses hohe Ausbauvolumen würde im Gegenzug sogar zu weiteren Kostensenkungen führen.

Zudem blickt die Studie auch vorrausschauend auf das Jahr 2050 – ein Zeitpunkt, an dem Kohle, Öl und Gas nicht mehr genutzt werden sollen. Ein Ausbau auf 57 Gigawatt ist aus energiewirtschaftlicher Sicht an diesem Zeitpunkt ideal. „Der erforderliche Anteil Erneuerbarer Energien für eine sektorübergreifende Energiewende ist nur mit einem signifikanten Anteil an Offshore-Windenergie möglich“, heißt es bei der Stiftung. Momentan erzeugen die Windkraftwerke in Nord- und Ostsee etwa fünf Gigawatt.
Bei den Umweltschützern hingegen klingeln die Alarmglocken. Sie zweifeln daran, ob die Nord- und Ostsee weitere Windräder verkraften können. Geplant ist es, je nach Leistungsfähigkeit der Windräder, etwa ein Drittel des Meeres mit Windrädern zu besiedeln. „Dann müssen wir uns um den Schutz vieler Arten keine Gedanken mehr machen“, sagte Kim Detloff vom Naturschutzbund Nabu.

See- und Rastvögel werden die Nordsee nicht mehr nutzen können und auch Schweinswale und andere Meereslebewesen werden unter den Bauarbeiten leiden.

„Der Nordsee geht es ohnehin nicht gut“, sagte der Nabu-Leiter Meeresschutz. Die Auswirkungen der Windräder seien weitaus erheblicher als erwartet. Hinzu kommen andere Faktoren wie Schifffahrt, Tourismus oder Fischerei, die das Meer stark belasten. Denn auch wer sich für regenerative Energien einsetzt, muss sich darüber im Klaren sein, was das für die Umwelt bedeutet. „Es wäre fahrlässig und verantwortungslos, allein auf den Ausbau der Offshore-Windenergie zu setzen“, sagte Detloff.
Während der Nabu gegen die Offshore-Windenergie plädiert, setzen sich Umweltverbände wie beispielsweise der WWF für einen stärkeren Ausbau ein, gerechtfertigt mit einem Blick auf den Klimawandel.