Individuelle Faserstruktur soll Transportverpackungen in Zukunft identifizierbar machen

Autor: Dimitri Lagun
Datum: 23.08.2017

Transportverpackungen mit digitalem Fingerabdruck

Das Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik erkennt nun, dass in Zukunft die individuelle Faserstruktur des Papiers eine Transportverpackung ohne jegliche Kennzeichnung identifizierbar macht. Eine Studie der Wellpappen Industrie prognostiziert eine Transportverpackung der Zukunft. In seiner Funktion soll die neue Verpackung nicht nur als Informationsträger dienen, sondern auch selbst neue Informationen generieren, kommunizieren und ihre Inhalte überwachen und sinnvolle Maßnahmen eigenständig einleiten. Die Transportverpackungen entlasten den Menschen über alle Stufen der Lieferkette hinweg, da diesem ein Überblick und das Treffen von zielführenden Entscheidungen aufgrund der großen Komplexität der Datenbasis nicht mehr möglich sein wird. Dr. Oliver Wolfrum, Geschäftsführer des Verbands der Wellpappen-Industrie verweist auf eine bereits vor zwei Jahren erschienene Trendstudie des Zukunftsinstituts. „Die aktuelle Untersuchung der Handels- und Logistikexperten von Fraunhofer IML konkretisiert diese Prognose nun“, sagt Wolfrum. Das Forscherteam der Studie untersuchte die wichtigsten Technologiebereiche und stellte fest, dass einige davon die bisherigen logistischen Prozesse verändern werden. Dazu zählen beispielsweise intelligente Behälter und Sensoriken zur Transportüberwachung genau wie der 3D-Druck und Systeme zur automatischen Identifikation.

Als besonders vielversprechend bewertet das Fraunhofer Institut das Fingerprint-ID-Verfahren für Papier und Pappe. Bei diesem Verfahren ist es möglich, die Prinzipien der Personenerkennung über den Fingerabdruck auf die Transportverpackung zu übertragen. Dies ist über die individuelle Faserstruktur des Papiers möglich, die sich als Identifikationsmerkmal für eine kostengünstige Produktauthentifizierung eignet. Ein hochauflösender Scanner erfasst den Teil der Verpackungsoberfläche. Die dabei aufgenommene Papierstruktur wird in einer Datenbank hinterlegt. „Diese Technologie hat den Vorteil, dass die Anbringung von Labeln auf der Verpackung entfällt – das würde vor allem im Onlinehandel zu relevanten Einspareffekten führen“, sagt Christine Auffermann, Expertin für Handelslogistik am Fraunhofer IML und Leiterin der Studie. „Denkt man hier weiter, könnten in Zukunft auch die heutigen Infrastrukturen zur Identifikation wie zum Beispiel Barcodescanner entfallen.“ Die Fingerprint-ID-Technologie befindet sich noch im Anfangsstadium, das Fraunhofer-Institut für physikalische Messtechnik (Fraunhofer IPM) führt derzeit Versuche zur Faserstrukturerkennung von Papier durch. „Aber die Potenziale sind groß“, sagt Auffermann.

Bereits weiter entwickelt ist das Auto-ID-Verfahren RFID. Diese Technologie ist nun bereits seit zehn Jahren im Einsatz. „Der große Vorteil der RFID-Technologie ist die berührungslose automatische Identifikation von Warensendungen“, erläutert Auffermann. Im Rahmen der digitalen Transformation ermögliche RFID einen selbststeuernden Materialfluss. „Durch die auf den RFID-Tags hinterlegten Zielinformationen lassen sich Steuerungsprozesse dezentralisieren und so die Waren als modulare Objekte in die digitale Wertschöpfungskette einbetten.“ Die Kosten für RFID-Datenträger könnten durch Fortschritte in der Entwicklung von Verfahren zum Aufdruck elektronischer Informationen auf Wellpappenverpackungen weiter gesenkt werden.

Im Zusammenhang mit der Entwicklung autonomer Transportsysteme sehen die Fraunhofer-Experten geringen Änderungsbedarf bei den Transportverpackungen. Am wahrscheinlichsten ist es, dass diese mit Sensoren ausgestattet werden. „Künftig werden Sensoren gefragt sein, die über Art und Wirkung der Belastung während des Transports Auskunft geben“, sagt Auffermann. Diese Sensoren bieten die Möglichkeit Beschleunigungen oder Erschütterung des Pakets im Fahrzeug zu erfassen und an eine Datenzentrale weiterzuleiten. Im Idealfall wird das Paket erst gar nicht zugestellt.